Vai-Schrift
Momoru Doalu Bukere aus Jondu in Liberia entwickelte um 1830 eine Schrift für die Vai-Sprache. Um 1800 hatte Bukere als Steward auf einem portugiesischen Schiff gearbeitet. Unter anderem trug er die schriftlichen Anweisungen des Kapitäns zur Mannschaft. Bukere war fasziniert, dass die Empfänger, ohne ein lautes Wort zu hören, augenblicklich verstanden was der Kapitän ihnen sagen wollte. Lange nachdem Bukere das Schiff verlassen hatte, sah er in einem Traum einen Mann, der ihm die Schriftzeichen zeigte mit denen die Vai-Sprache geschrieben werden konnte. In muslimischen Kulturen, wie die der Vai, werden Visionen sehr ernst genommen. Bukere schrieb nach dem Aufwachen daher alles auf, woran er sich noch erinnern konnte. Die Vai-Ältesten freuten sich über die Vision und halfen Bukere die Lücken zu schliessen. 200 Symbole zählte so das Vai-Alphabet, zu denen noch 20 dazukamen um die nasalisierten Silben darzustellen. Diese vielen Symbole waren nötig, weil sie Silben darstellen, nicht einzelne Vokale und Konsonanten. Dieses syllabische Alphabet wurde schnell populär bei den Vai und am Ende des 19. Jhs. wurde es von den meisten Sprechern dieser Sprache benutzt. Für die "westliche Welt" wurde die Schrift zum ersten Mal von dem "Missionar" S. W. Koelle (Outlines of a grammar of the Vei language) 1849 beschrieben, der Bukere persönlich kennen gelernt hatte. 1962 endlich wurde die Schrift von einem offiziellen Komitee der Universität von Liberia standardisiert und 2003 entstand schließlich die erste digitalisierte Form der immer noch benutzten und verstandenen Schrift.
Das unten abgebildete syllabische Alphabet zeigt die von Bukere entworfenen Zeichen des 19.Jh., er benutzte noch für eine Reihe von Lauten zum Teil sehr verschiedene Symbole. Allerdings gabe es bei den Vai bereits eine ältere Tradition der Verwendung von Bildsymbolen, die denen der nordamerikanischen Kekinowin ähneln, und woraus sich die Zeichenformen der Silbenschrift teilweise erklären lassen.
Vai ist ein Mandingo-Dialekt (Mande-Gruppe) der Niger-Kongo Sprachen und wird heute noch von ca. 75.000 Menschen in Liberia gesprochen, von denen sich leider die meisten (sehr vermutlich - eine genaue Untersuchung steht immer noch aus) auf Grund katastrophaler Bürgerkriegszustände seit Jahren auf der Flucht befinden.
Zeichen Wert   Zeichen Wert   Zeichen Wert
a   gboń   pa
ba   gbō   pe
  gbõ  
bai   gbu   pi
bań   ha   po
be     ra la
be     re le
bē   he   re le
bi   he   ri li
  hi   ro lo
bō   ho   rō dō
  hu   ru lu
  i   sa
bu   ka   se
bili     se
da   kai   seń
dań   kē   si
deń   ke   so
di   keń  
do   ki   sō
  ko   su
dō   kō   suń
doń   kōń   seli
du   kõ   sediya
duń   kuń   ta
dža   m  
dže   ma   te
dži   me   te
džo   mi   ti
ō   mo   tie
džoń   mu   tiń
džu   n   to
e   na   tō
e   ne   toń
fa   ni   tu
fe   no   taro
fe   no   u
feń   nu   va
fi     vi
fo   ńa   vō
fu   ńe   wa
ga   ńi  
ge   ńo   we
ge   ņ   we
  ņa   wi
gō   ņe   wo
gu   ņo   wu
gba   ņga   ya
gbā   ņge   ye
gbe   ņgo   ye
gbe   nde   za
gbi   ndo   zi
gbo   o   zo
            zō